Vor einem Jahr …

hatten wir, mitten in der Corona-Pandemie, unsere Demo zwischen den Dörfern Manker, Stöffin und Protzen gegen den Bau der 16 Windkraftanlagen abgehalten.

Seit dem ist viel passiert und wir haben einiges erreicht:

Zunächst haben die Bürger in den umliegenden Dörfern hunderte von Einwendungen geschrieben, in denen die Gründe geschildert wurden, die gegen die Errichtung der Anlagen sprechen. Und das wurde mehrfach wiederholt.

Das Gleiche gilt für den Regionalplan Windenergienutzung : Auch hier haben wir viele Stellungnahmen abgegeben.

Im März wurde dann die Online-Konsultation durchgeführt. Die Bürger konnten nachlesen welche Antworten seitens der Behörden und der Antragsteller auf die Einwendungen erfolgten. Mit einer „Untersetzung“ konnte man dann nachfragen bzw. nachhaken … die eigene Einwendung überhaupt zu identifizieren war aber alles andere als einfach, da diese anonymisiert und auch aus dem Zusammenhang gerissen wurden. In vielen Fällen musste nachgehakt werden, da die Antworten mitunter sehr schwach oder widersprüchlich ausfielen.

Das heitere Rätselraten

Bestes Beispiel ist die Nachfrage nach der Tiefengründung der Fundamente: Die Genehmigungsbehörde sagt es gibt keine Tiefengründung, die Antragsteller sagen es könnte eine geben, und ein Gutachter sagt man kann schlicht nicht sagen ob es eine Tiefegründung geben wird, da noch kein geologisches Gutachten vorliegt.

Wir sprechen hier wohlgemerkt von der finalen Phase eines Zulassungsverfahrens. Es ist schon erstaunlich auf welcher Basis unsere Genehmigungsbehörden arbeiten können.

In jedem Bereich unserer Einwendungen müssen die Behörden und die Antragsteller nachlegen. Wir sind gespannt, wann und inwieweit sie dies tun werden.

Die Trägheit der Politik

Mit zahlreichen Briefen haben wir uns an die regionalen Politiker gewandt. Schnell hat man den Eindruck gewinnen können, dass die Herrschaften recht wenig bis gar nichts bzgl. des Ausbaus der Erneuerbaren in der Region auf dem Schirm haben. Immer wurde auf die Regionale Planungsgemeinschaft verwiesen … und wenn man da nachfragt, was denn das Ausbauziel bzw. die Ausbauziele sind, dann wird auf die Fläche verwiesen die man z.B. für den Ausbau der Windkraftenergie ausweist. Eine Vorstellung welche Leistung in welchem Zeitraum angestrebt wird ? Fehlanzeige !

Wir haben uns dann getraut, die derzeit installierte Leistung an Erneuerbaren im Landkreis zu berechnen – dabei hat sich eine Eigenversorgungsquote von 215% an Erneuerbaren ergeben. Das kann sich sehen lassen und ist bestimmt auch noch ausbaubar – aber es erlaubt auch sich genau zu überlegen wie man den Ausbau weiter voranbringt.

Natürlich wurde erst mal bestritten, dass die Berechnungen überhaupt richtig sind. Wahrscheinlich hat die ein oder andere Rechenschwäche der Verantwortlichen dazu geführt, dass nie jemand eine Gegenberechnung gewagt hat. Es ist auch unserem Druck geschuldet, dass schlussendlich eine Darstellung des Netzbetreibers e.dis veröffentlicht wurde.

Aus dieser Präsentation geht hervor, dass wir nicht nur eine Super-Quote in der Region haben – sondern wenigstens die nächsten zehn Jahre auch nicht eine Kilowattstunde mehr an produzierten Strom weiterleiten können, wenn es bei uns ordentlich bläst. Warum? Weil das Netz bereits heute teilweise um den Faktor 10 überlastet ist. Die bereits genehmigten Anlagen (PV und Windkraft) überlasten das Netz weiter. Abschaltungen der Windkraftanlagen wird also noch öfters zu beobachten sein.

Falsche Prioritäten

Land auf- Land ab haben wir das gleiche ärgerliche Problem. In Spitzenzeiten haben wir zu viel Strom aus erneuerbaren Quellen und wenn dann mal der Wind nicht ausreichend bläst, haben wir zu wenig davon. Daher müsste eigentlich der Hauptfokus auf die Speicherung (in welcher Form auch immer) der Energie und dem Netzausbau gelegt werden. Der Stand der Technik erlaubt nur relativ kleine Projekte. Daher würde auch hier ein regionaler Fokus sinnvoll sein. Dafür bräuchte man aber einen Plan.

Statt dessen hören wir von der Politik, dass jetzt vermehrt auf die Ansiedelung energieintensiver Industrie gesetzt wird. Das klingt (abgesehen von weiteren Eingriffen in die Natur) zunächst ja ganz positiv – verspricht sich doch jeder Arbeitsplätze und damit die Wahrung des Wohlstands in der Region. Dumm nur, dass die energieintensive Industrie 24 Stunden am Tag, 7 Tage die Woche an 365 Tagen im Jahr verlässlich diese Energiemengen zwingend benötigt. Wenn wir kein Netz zur Verfügung haben, die massiven Spitzen abzuleiten, wird es auch nicht möglich sein, bei Flauten eben diese Energiemengen in die Region zu leiten. Insofern ist das ohne ein leistungsfähiges Netz überhaupt keine Option. Wer es schafft unseren Landrat und dem ein oder anderen Bürgermeister, diese Binsenweisheit zu verklickern, bekommt den Schlaumacher-Preis des Jahres.

Kein Plan? – Egal! Wir zählen WKAs!

Das krampfhafte eindimensionale Festhalten an Ausbauflächen, ohne die Energiewende integriert zu denken, manifestiert sich in den jüngsten Plänen der Regierung, die mit dem Windflächenbedarfsgesetz den Druck auf die Landesregierungen erhöhen möchte. Dabei steht unverkennbar die Absicht im Vordergrund, möglichst schnell, möglichst viele Anlagen zu installieren. Ob diese dann überhaupt ihren Nutzen entfalten können, wird völlig ausgeblendet. Dabei dürften die Folgeprobleme dieses planlosen Aktionismus wieder massive bauliche Veränderungen hier vor Ort nach sich ziehen.

Schließlich beträgt die durchschnittliche Lebensdauer der Anlagen nur 20 Jahre und auch große Trassen brauchen ihren Platz. Von der absurden Ökonomie ganz zu schweigen. Was aber deutlich schwerer wiegt, ist der ökologische Preis, der zu zahlen sein wird: Die baulichen Massnahmen und die graue Energie die hier ohne „Gegenleistung“ anfällt, wird weder den Arten vor Ort, noch dem Klima helfen. Im Gegenteil – nur die Windkraftanlagenbetreiber werden sich die Taschen füllen. Was wir hier bezeugen dürfen, ist erstklassige Arbeit der Windkraftlobby. Mit einer Sorge um das Klima hat das leider gar nichts zu tun.

Wie es weitergeht

Wir warten auf die Klärung der offenen Fragen. Bei dem derzeitigen politischen Klima wird das LfU gehörig unter Druck stehen bzw. unter Druck gesetzt werden. Wir rufen alle Bürger auf weiterhin sehr aufmerksam zu sein und auf die Kraft und Eindeutigkeit unserer Argumente zu bauen.

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