Es ist noch nicht lange her, da wollte die damalige Spitzenkandidatin der Grünen im Bundestagswahlkampf der Wählerschaft erklären, dass die Grundlast in der Bundesrepublik mit Biogasanlagen zu decken sei.
Klingt ja auch erstmal gut – schließlich wäre damit die CO2 Neutralität gewährleistet – das Ganze hat natürlich wenigstens einen Haken … und der heißt verfügbare Anbaufläche. Um derartige Mengen „Energy-Crops“ anzubauen, fehlt einfach die Fläche – was Ihr Parteikollege, unser Bundes-Agrarminister Cem Özdemir, insofern gerne bestätigt, als dass er demnächst Getreide-Biosprit verbieten möchte, weil die Anbauflächen zur Nahrungsmittelproduktion benötigt werden.
Beider vorgenannter Parteikollege, Anton Hofreiter, hatte zuvor auch noch eine Dabatte über Einschränkungen des Eigenheim-Baus ausgelöst – mit dem Hinweis wie viel Fläche allein durch den Häuserbau versiegelt werden würde.
Je nach Standpunkt kann das alles Sinn machen – zeigt aber auch wie gut die Konzepte nach gut zwanzig Jahren Energiewende ausgefeilt sind – nämlich gar nicht.
Die Flächeninflation
Die Politik liebt es kleine einstellige Prozentzahlen zu bemühen – suggerieren diese doch, dass alles sehr überschaubar und in keinster Weise bemerkenswert wäre. So verhält es sich auch beim Flächenbedarf für den Ausbau der Erneuerbaren. Da wird gerne von nur 2 oder 2,x oder auch 3,x gesprochen. Kein Mensch hat eine Chance zu qualifizieren was X Prozent der Landesfläche bedeuten.
Für Brandenburg wollen wir das wenigstens ansatzweise greifbar machen, indem wir einen Vergleich ziehen. Laut Statistik sind 447 km2 von insgesamt 29.654 km2 der Landesfläche mit Industrie bzw. Gewerbe bebaut (Stand 31.12.2021). Das entspricht etwa 1,5% der Landesfläche. Wenn 3,X Fläche für die Erneuerbaren gefordert wird, dann entspricht das dem Doppelten der kompletten Industrieansiedelung in Brandenburg. Das ist also eine beträchtliche Fläche, derer man sich bewußt sein muss.
Im übrigen wächst der Anteil der Industrieflächen stetig – aber offenbar nicht schnell genug – denn erst unlängst hat Brandenburgs Wirtschaftsminister Steinbach die Ausweisung von mehr Industrieflächen gefordert.
Flächen Deklaration
Nachdem offenbar viel über Fläche geredet wird – und allem Anschein nach diese ein zunehmend rares Gut zu sein scheint, sollen auch die Flächen, die für die Natur reserviert sind, nicht unerwähnt bleiben.
Laut Vorgaben der EU sollen bis 2030 mindestens 30% der Landesfläche unter Naturschutz stehen. Das Bundesumweltministerium unter Steffi Lemke (Grüne) hat schon mal vollmundig verlauten lassen, dass die Bundesrepublik dieses Ziel bereits erfüllt.
Wir hier vor Ort haben also ein erstklassiges Naturschutzgebiet, das an Qualität gewinnen soll – nicht wie die Windkraftlobby immer wieder betont, NUR ein Vogelschutzgebiet (wobei völlig unabhängig vom Schutzstatus die Frage gestellt werden darf, warum die größten Anlagen direkt an ein Gebiet mit dieser Artenvielfalt der Avifauna und diesen Populationen gebaut werden sollen – der gesunde Menschenverstand schließt so was aus).
Und jetzt kommt wieder ein grüner Parteikollege ins Spiel. Robert Habeck liebt den Begriff „überragendes öffentliches Interesse“. Das ist sein Vorschlaghammer, der es ihm erlaubt, Vorfahrt für den Ausbau der Erneuerbaren einzuräumen – mit bitte möglichst wenig Gegenfragen und Umgehung aller Prinzipien die bisher galten. Sein Kollege Lindner will sich diesen Vorschlaghammer auch gleich mal für den Autobahnbau ausborgen. Steffi Lemke sollte, völlig unabhängig von qualitativen Fragen, Ihre Statistik nicht aus den Augen verlieren! Könnte sein, dass Ihre großzügig abgesteckten Flächen im Nu auf Handtuchgröße schrumpfen! Ob die dann im Sinne des Naturschutzes überhaupt noch zu was taugen, darf hinterfragt werden.
Auch hier wird also munter an den „Flächen“ gezerrt. Wer jetzt noch ernsthaft nach ganzheitlichen Konzepten fragt, dem ist nicht zu helfen.