Go To Gebiet

„Go-To-Gebiet“ – klingt ja erst mal gut. Da gibt es also ein Gebiet, das man unbedingt mal aufsuchen sollte. Ein Ort, den man gesehen haben muss!

Tja – so ist es auch: damit sind Gebiete gemeint, wie sie sich die Windkraft Lobby erträumt. Das sind Gebiete, in denen keine Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP) und auch keine Artenschutzprüfung mehr durchgeführt werden muss, um Windkraftanlagen zu bauen, oder Stromtrassen zu ziehen.

Wirtschaftsminister Robert Habeck, bekannt dafür, wenigstens ein offenes Ohr für die Windkraftlobby zu haben (manchmal auch zwei – hängt davon ab, wie viele seiner Staatssekretäre gerade soufflieren), will diese, Ende 2022, als Notfallverordnung seitens des EU-Energierats verabschiedeten Vorgaben, so schnell wie möglich in deutsches Recht überführen.

Sollte dies so kommen – und die derzeitige politische Lage lässt da wenig Zweifel zu – dann dürften die Gebiete die heute schon für die Windkraft ausgewiesen sind – sich in der näheren Zukunft größter Aufmerksamkeit erfreuen.

Bisher war das Argument der landschaftlichen „Prägung“ ein Ausschlaggebendes, wenn es darum ging einen Windpark mit 20 Anlagen, auf 30 Anlagen zu erweitern. Wenn Anwohner vorher 20 Anlagen guthießen – konfrontiert mit zehn neuen deutlich größeren Anlagen, aber meinten – „jetzt ist es auch mal gut“ – dann wurde bisher immer argumentiert, eure Umgebung ist sowieso durch WKAs geprägt. Insofern ist nicht ersichtlich, was gegen den Zubau spricht. Und damit wird dann in der Regel der Einspruch kassiert.

Durch die Einführung der Go-To-Gebiete wird diese Argumentationslinie noch gestärkt. Schließlich sind in diesen Gebieten alle Zweifel ausgeräumt bzw. neue Realitäten zementiert. Und das Gleiche gilt auch für die unmittelbare Umgebung der existierenden Windparks. Man wird immer argumentieren, dass der ökologische Wert, der hier gefährdet wird, kein Großer sein kann. Auch die Beeinträchtigung der Anwohner kann durch den Zubau nicht so viel schlimmer sein.

Für die Ruppiner Platte kann das nichts Gutes verheißen. Während in Neuruppin der Name Fontanes auf alles geklebt wird, das sich nicht wehren kann (ein Foto mit Bürgermeister Ruhle ist garantiert), wird die von Fontane rühmlich beschriebene Landschaft ein Go-To-Gebiet.

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